Ekkeland Götze: Das Bild der Erde

von | 29. Dezember 2022 | Kunst erleben

Die Natur ist schon seit Urzeiten Inhalt in der Kunst. Einerseits. Andererseits stellt sich manchmal die Frage, welche neuen künstlerischen Zugänge zu diesem Thema es überhaupt noch gibt. Ekkeland Götze hat einen gefunden.

Das Museum Mensch und Natur hatte ich bisher noch nicht auf dem Radar. Selbst als ich noch in München wohnte, habe ich es nie besucht. Naturkundemuseen haben für mich oft etwas Antiquiertes, ein bisschen wie die verstaubten Vitrinen mit ausgestopften Tieren in der Schule.

Kürzlich hat mir jedoch die Künstlerkollegin Monika Lokau erzählt, dass sie erstens dort im Museum jetzt Führungen macht und zweitens gerade eine spannende Sonderausstellung zu sehen ist. Zwischen den Jahren hatte ich sowieso einen Ausflug nach München geplant, um noch die Ausstellung „JR: Chronicles“ anzuschauen. Warum nicht also noch ein paar Stunden im Naturkundemuseum verbringen, zumal dieses im Schloss Nymphenburg mit seinem schönen Park zu Hause ist?

Schlosspark, Schloss Nymphenburg

Museum Mensch und Natur

Die Ankunft war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte: Viele Eltern und Großeltern mit vielen Kindern. Ich war fast ein bisschen traurig, dass der eigene Sohn mittlerweile ein Alter erreicht hat, in dem er eher in Clubs als Museen geht.

Zum Museum selbst, das ich mir natürlich auch angeschaut habe: Es ist groß und vielfältig. Es gibt klassische Dioramen und Displays, aber auch Mitmach- / Quizz-Stationen und viele interaktive Displays. Es könnte sicher noch erweitert und modernisiert werden. Aber ehrlich gesagt ist die Informationsdichte jetzt schon so hoch, dass ich mich bereits nach zwei Stunden erschlagen und nicht mehr aufnahmefähig gefühlt habe. Dafür habe ich einiges dazu gelernt und fand vieles wirklich spannend.

Zur Geburtsstunde der Bildenden Kunst
Ich wusste bisher nicht, dass es wirklich Drachen gibt…

Die Ausstellung „Das Bild der Erde“

Der Künstler Ekkeland Götze stammt aus Dresden, dort war er Maler, Siebdrucker und Ingenieur; die Hochschule für Bildende Künstler absolvierte er in der Abendschule. Ende der Achtziger Jahre zog er nach München, kurz danach begannen seine Reisen in die Welt.

Die ERDE ist seitdem sein Thema – kontinuierlich mit immer wieder anderen Schwerpunkten. Er war auf allen Kontinenten der Erde – im Amazonasgebiet, in Australien und Neuseeland, bei den Sioux in Nordamerika, in Island, Japan, Madagaskar.

Eisfeuer – Island

Die Essenz seiner Projekte: Aus den Gebieten (mit Einverständnis der dort lebenden Menschen) Erde an bestimmten Fundstellen zu sammeln und diese – so wie sie ist – mit einem von ihm entwickelten (und im Detail geheim gehaltenen) immer wieder gleichen Verfahren auf quadratische Untergründe zu bringen.

Menabe – Madagaskar


Was sich zunächst unspektakulär anhört, entfaltet in der dichten Präsentation eine Sogwirkung. Die Farben der Erden sind spektakulär. Manche Farben sind überraschend, etwa die Rosa-Töne von Neuseeland. Als Malerin sind mir Erdfarben vertraut, sind Pigmente daraus doch Teil eines Jahrtausende alten künstlerischen Schaffens. Und doch (oder gerade deshalb ?) berühren mich die Erd-Bilder von Götze im Innern.

Auf der linken Seiten (Treppenhaus) 8 Bilder von Gletschern

Sie entfalten durch ihre Präsenz, Farbigkeit und Materialität eine ästhetische Wirkung. Doch darüber hinaus sind sie Projektionsfläche für Assoziationen und Fragen. Woher kommt das Weiß? Warum ist Neuseeland rosa? Wieso sehen die Gletschererden so besonders harmonisch aus? Und direkt mischt sich ein Bedauern in das Gefühl: Darüber, dass unsere Erde von Verlust bedroht ist, dass es diese Erdfarben von Gletschern und anderen Regionen womöglich in wenigen Jahren nicht mehr geben wird.

Die Farben der Erde sind wunderschön. Vergänglich. Und haben mich auf eine sehr eigentümliche Weise angesprochen, erfreut und gleichzeitig traurig gemacht. Eine stille Ausstellung, die mich sehr berührt hat.

Ekkeland Götze: Das Bild der Erde
Museum Mensch und Natur, München
noch bis 8. Januar 2023

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