(Art Fair [engl.])
Messen sind Leistungsschauen und Verkaufsveranstaltungen – das gilt für Haushaltsgegenstände, Autos und Bücher genauso wie für die Bildende Kunst.
Die Idee, zu zeigen, was man kann und neu oder weiterentwickelt hat, begann wohl mit der französischen Industrieausstellung in Paris 1844 und der Weltausstellung in London 1851. Doch bereits davor zeigte schon ab dem 17. Jahrhundert der von König Ludwig initiierte Pariser Salon regelmäßig Kunst und war damit Drehscheibe des französischen Kunstbetriebes.
Kunstmessen: eine junge Geschichte
Bis die erste Kunstmesse das Licht der Welt erblickte, dauerte es noch ein bisschen. In Deutschland zeigte 1920 die Messe im Grassimuseum Leipzig zum ersten Mal Kunstgewerbe, 1967 wurde in Europa Bildende Kunst erstmalig in einer Fachmesse in der Kölner Altstadt präsentiert. Kunst als Handelsware, dargeboten auf einer marktwirtschaftlichen Plattform: eine Revolution und ein Erfolgsmodell, dass als Art Cologne bis heute funktioniert und weltweit rund 300 Brüdern und Schwestern gefunden hat. Bedeutendste Kunstmesse für zeitgenössische Kunst weltweit ist die 1970 gegründete Schweizer Art Basel, die im Jahr 2024 91.000 Gäste und 285 Galerien aus 40 Ländern und Territorien begrüßen konnte.1,2
Das Geschäftsmodell
Kunstmessen haben prinzipiell ein einfaches Geschäftsmodell: der Messeveranstalter vermietet Räume an Galerien (oder Künstler), die ihre Werke potenziellen Käufern zeigen. Sozusagen eine Flaniermeile vieler Galerien, für die man sonst durch die ganze Welt oder zumindest Region ziehen müsste. Auf kleineren und nationalen bzw. regionalen Messen mit moderateren Preisen sind häufig auch die Kunstschaffenden selbst zu finden, die sich Stände anmieten und dort ihre Kunst präsentieren.
Kunstmessen finden regelmäßig, meist jährlich statt. Namensgeber ist häufig der Ort, wo sie stattfinden, etwa Art Basel, Art Cologne, Art Karlsruhe. Ausstellende sind vor allem Galerien und Kunstschaffende. Gäste sind Galerien, Sammler und Museen, Kunstinteressierte und Kunstkritiker, Kuratoren, Kunstagenten, Verlage und alle sonstigen Menschen, die mit dem Kunstbetrieb zu tun haben (also auch Künstler). Nicht zu vergessen die Horden an Journalisten, Kunstbloggern und Marketingmanagern, die über die Highlights berichten.
Kunst kaufen und verkaufen, sich darüber informieren, was so los ist auf dem Kunstmarkt, sich austauschen, Kontakte knüpfen und den Trends auf der Spur sein – Handel, Information und Kommunikation sind kurz gesagt die Hauptelemente, die Kunstmessen vor Energie sprühen lassen.
Herausforderungen
Ein Blick hinter die Kulissen zeigt jedoch, dass nicht alles so golden ist, wie die schillernde Oberfläche glauben macht. Zwar boomt der Kunstmarkt insgesamt, trotz des Stillstands während der Pandemiejahre. Doch die Globalisierung schlägt auch hier zu: der Markt gehört den Großen der Zunft – den Flagschiffgalerien, Auktionshäusern und Blue-Chip-Künstlern. Kleinere Galerien stehen oft genug auf Du und Du mit dem Existenzminimum und können kaum noch die exorbitant hohen Standkosten zusammenkratzen.3 Laut Gerd Harry Lybke, einem international anerkannten Leipziger Galeristen, kann man als Gesamtkosten für die Teilnahme auf der Art Basel gut und gern 100.000 Euro einrechnen.4
Übrigens: Kunst auf einer Fachmesse zu präsentieren, rief damals, bei der ersten Kunstmesse in Köln, international Empörung hervor. Kunst und Geld öffentlich in einen Topf werfen – wie unwürdig! Der damals renommierte und international tätige Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler sagte dazu »Da gibt es Schweine in Deutschland, die tragen die Kunst jetzt zu Markte.«5
Externe Quellen & interne Links
- Der jährlich erscheinende UBS-Report zum globalen Kunstmarkt mit vielen spannenden Fakten – hier von 2024: The-Art-Basel-and-UBS-Art-Market-Report-2024
- Pressemitteilung des Veranstalters mit den Zahlen zur Art Basel im Juni 2024
- Ein Artikel von Falstaff über die Herausforderung von Kunstmessen
- Der Galerist Gerd Harry Lybke in einer Dokumentation über Kunsthändler auf YouTube
- vgl. Goodrow, Gérard A.: „Fluch oder Segen? Die Bedeutung der Kunstmessen für den internationalen Kunstmarkt“. Handbuch Kunstmarkt: Akteure, Management und Vermittlung, edited by Andrea Hausmann, Bielefeld: transcript Verlag, 2014, pp. 199–212.