(„Kunstwechsel“, to flip [engl.]: wegschnippen, umdrehen)
Die Branche rümpft die Nase, die Spekulanten freut es: Art Flipping. Hier gehen Kunst und kommerzielles Denken zusammen wie wohl sonst kaum auf dem Kunstmarkt.
Die Motivation beim Art Flipping ist, möglichst schnell möglichst viel Gewinn zu machen. Wie das geht? Man kaufe Kunstwerke von noch eher unbekannten Kunstschaffenden günstig und hype sie dann im Marketingkarussell so gut, dass sie kurze Zeit später zu einem weitaus höheren Preis verscherbelt werden können. Wenn die Werbetrommel effektiv bespielt worden ist, funktioniert das sogar mehrmals.
Wen freut es? Natürlich diejenigen, die das Modell betreiben und schnell fette Gewinne einstreichen. Die Künstler haben selten etwas davon, eher im Gegenteil: Im schlimmsten Fall zerplatzt die künstlich aufgepustete Blase und die Preise fallen ins Bodenlose. Eine nachhaltige künstlerische Entwicklung und Aufbauarbeit ist damit unmöglich. Wenn Werke sehr schnell sehr teuer werden, sind diese für Sammler und Museen häufig nicht mehr erschwinglich. Zudem könnte es grundsätzlich dem Kunstmarkt schaden, dort, wo es um Kunst als Investition und Wertanlage geht: Wenn Preise so wenig vorhersagbar sind, dann ist es möglicherweise sinnvoller, in nachhaltigere Anlagen zu investieren?
Übrigens: Ein Beispiel für den Aufstieg und Abstieg durch Art Flipping ist der junge amerikanische Künstler Lucien Smith. Kurz nachdem er sein Studium beendet hatte, wurden seine Werke auf Auktionen im 6-stelligen Preis versteigert; heute geht seine Kunst oftmals für noch nicht mal für 5.000 Dollar (oder gar nicht) über den Auktionstisch.
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- Das Thema aus der Sicht einer Schweizer Privat-Bank
- Ob kurz- oder langfristig: Ich kaufe Kunst nicht als Investition, sondern weil sie mich berührt. Schon gut 20 Jahre her ist die Geschichte zu meinem ersten selbst gekauften Bild