Kunstverein

von | Kurz & knackig

Seit 2021 gehört die Idee und Praxis deutscher Kunstvereine zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Doch was genau macht sie so besonders und schützenswert?

Die ersten Kunstvereine wurden in Deutschland Ende des 18. Jahrhunderts gegründet. Das aufstrebende Bürgertum wollte auch etwas von Kunst haben, die bis dahin dem Klerus und Adel vorbehalten war. In den Vereinen wurde Kunst öffentlich ausgestellt und sie konnte von den Mitgliedern erworben werden. Damit wurden Kunst und Kunstvermittlung demokratisiert: Plötzlich war es grundsätzlich auch dem gemeinen Volk möglich, Kunstwerke anzuschauen und zu erwerben.

Die Aufgabe von Kunstvereinen

In Deutschland gibt es über 300 Kunstvereine, meist ehrenamtlich organisiert. Sie stehen im Kunstbetrieb zwischen Museen, Galerien und Auktionshäusern. Da sie als gemeinnützige Vereine nicht die Absicht haben, Gewinn zu erzielen, können sie auch weniger bekannte Künstler oder sperrige Kunst ausstellen. Das grundsätzliche Ziel ist die Förderung der – fast immer zeitgenössischen – Kunst, die Kunstvermittlung und das Vernetzen der verschiedenen Akteure, regional bis international. Häufig schreiben sich Kunstvereine auch explizit auf die Fahnen, den Nachwuchs an Kunst heranzuführen. Das bedeutet, sie haben sowohl die Kunstschaffenden als auch die Rezipienten im Blick.

Dazu veranstalten Kunstvereine Ausstellungen, Workshops, Führungen, Kunstfahrten, Atelierbesuche, Vorträge, Filmabende und andere Veranstaltungen. Manchmal sind sie auch auf Messen vertreten. Verkäufe von Kunst werden gefördert und vermittelt, dann aber direkt zwischen Künstler und Sammler abgewickelt. Viele Vereine haben eigene Ausstellungsräume, die zum Teil auch Kunstschaffenden zum temporären Arbeiten zur Verfügung gestellt werden. In manchen Vereinen gibt es das Angebot der Jahresgaben; also Editionen von dem Verein verbundenen Kunstschaffenden, die vergünstigt erworben werden können.

Manche Kunstvereine treten selbst an Künstler heran, deren Positionen sie spannend finden, bei anderen können sich Kunstschaffende proaktiv bewerben. Nicht selten gibt es auch thematische Ausschreibungen und eine jährliche Mitgliederausstellung der künstlerisch tätigen Mitglieder – manche juriert, andere nicht. Häufig gibt es ein Mix aus allem. 

Mitglieder

Das Mitgliederprofil in Kunstvereinen unterscheidet sich je nach Angebot und Ausrichtung. Meist gibt es eine Mischung aus Kunstinteressierten und Menschen, die gern Kunst fördern und anderen, die selbst künstlerisch tätig sind. Normalerweise kann jeder Mitglied werden, der den Jahresbeitrag entrichten kann. Dieser reicht von kleinen zweistelligen bis zu dreistelligen Beträgen.

Ein anderes Modell: Künstlervereinigungen

Anderes gilt für Künstlervereinigungen – die oft mit Kunstvereinen verwechselt werden. Deren Mitglieder sind in der Regel Kunstschaffende, die einen Jurierungsprozess durchlaufen müssen, damit sie inhaltlich und qualitativ zur Ausrichtung passen. Dafür steht dann das gemeinsame Organisieren von Ausstellungen und anderen Veranstaltungen im Vordergrund, bei denen die Mitglieder ihre eigene Kunst an die Öffentlichkeit bringen.

Ausstellungsraum im Kunstverein Wasserburg (B.) e.V.
Ausstellungen in Kunstvereinen sind eine gute Möglichkeit für Künstler, mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten (hier im Kunstverein Wasserburg (B.) e.V.)

Externe Quellen und interne Links