Ich bin zu Besuch bei einer sehr guten Freundin. Beim Frühstück rekapitulieren wir das Projekttreffen vom Abend zuvor. Mit mehreren engagierten Frauen haben wir über ein großes Thema diskutiert – unser „Why“. Warum tun wir das, was wir tun? Was treibt uns an? Was möchten wir tun und erreichen, was ist unsere Vision?
- Miteinander reden
- Genau hinschauen
- Sich Zeit nehmen
- Das Wir im Zentrum
- Die Welt ein bisschen besser machen
- Die Welt ist schön
- Fazit
Spannend, die Frage nach dem „Why“. Meine Freundin und ich haben letztlich eine einfache Antwort darauf: Wir möchten die Welt ein bisschen besser & schöner machen. Sie im Austausch und Wachsen gemeinsam mit anderen Menschen, ich durch meine Kunst. Wir beide durch unser Wissen und unseren Umgang mit anderen.
Unser Gespräch wirkt noch immer nach. Heute habe ich darüber nachgedacht, wie die Welt ein bisschen besser werden könnte. Was wir alle tun könnten, um das zu erreichen – unabhängig davon, was wir wissen, kennen und leisten. Entstanden ist eine Sammlung von Wünschen, die vielleicht gleichzeitig mögliche Ansätze sind.
Miteinander reden
Die Kommunikation achtsam gestalten: Wege finden, anderen Menschen Dinge verständlich zu erklären, die einem selbst völlig klar sind. Die Hand drehen, um mit dem Finger auf sich selbst zu zeigen, wenn es um Verbesserungsmöglichkeiten geht. Überhaupt: weg von der Kultur von Fehlersuche und Schuldzuweisungen, hin zur Antwort auf die Frage „Was kann ich, was können wir beim nächsten Mal besser machen“.
Genau hinschauen
Wissen und kritische Reflexion sind wichtig: Sich eine eigene Meinung bilden, nicht die Tropfen aus den Clouds ungefiltert übernehmen. Die einen ärgern sich über Regenwolken, die anderen sehnen sie herbei. Alles ist eine Frage der Perspektive, nicht des Schwarz und Weiß, wie es uns die heutige binäre Welt oft glauben machen will.
Sich Zeit nehmen
Wir brauchen Ruhe zum Verdauen, sollten uns hinsetzen und über Erlebtes nachsinnen. Unser Körper benötigt Zeit, um Essen zu verwerten, es aufzuschlüsseln, das Brauchbare zu verwenden, das Übrige auszuscheiden. Warum sollte das mit unserem Kopf und unserem Herzen anders sein? Lassen wir uns also Zeit, statt getrieben voran zu hasten.
Das Wir im Zentrum
Ja, wir empfinden uns selbst oft als das Zentrum der Welt. Schließlich kennen wir uns besser als jeden anderen Menschen (wenn auch oft nicht gut genug). Doch auch hier gilt: Es ist alles eine Frage der Perspektive. Im Prinzip haben wir Milliarden von Bauchnabeln auf der Welt und es lohnt sich, auch mal die anderen anzuschauen. Wir sind nicht Gott, haben kein Recht auf einen Allmachtsanspruch.
Wir müssen uns deshalb nicht klein fühlen. Aber wir sollten versuchen, uns frei zu machen von dem Gefühl, wir wüssten alles am besten. Anfangen mit dem Training kann man im täglichen Umgang mit Partnern, Kindern, Freudinnen. Mehr zu wissen bedeutet nicht automatisch, ein Besserwisser zu sein.
Die Welt ein bisschen besser machen
Das wünsche ich mir zutiefst. Für mich und für alle anderen. Von mir und von allen anderen. Von meinen Freunden, von Eltern und Lehrenden, von Journalist:innen. Und nicht zuletzt auch von den Menschen in der Politik.
Lasst uns bitte aufhören, immer nach Schuldigen zu suchen und diese vorzuführen, oft noch begleitet von hämischem Grinsen, vom Nachtreten unter die Gürtellinie. Dieses „Die-da-“ und „Ich-habs-ja-gleich-gewusst-„Denken macht krank. Und, mindestens genauso schlimm, es verbessert nichts, bietet keine Lösungsmöglichkeiten. Sondern lenkt ab vom Nichts-selbst-Versuchen.
Lasst uns stattdessen nach dem Wir suchen, nach Ideen, wie sich gemeinsam etwas ändern lässt. Lasst uns bitte versuchen, uns auf den Weg zu machen und dabei Fehler nicht als Sand im Getriebe, sondern als Öl zu sehen, was das Leben in Gang hält.
Die Welt ist schön
Die Welt ist so wunderbar und liebenswert, warum sehen wir das so selten? Man kann sich aufregen über Dinge, die nicht klappen, hilflos und ohnmächtig in Angst erstarren. Oder dankbar sein für das, was gut ist. Lasst uns am Verschieben des Fokus arbeiten, um mehr die Freude zu erleben als im Panikmodus zu versinken.
Wir sollten Befall klatschen, auch wenn wir neidisch sind. Ja, gerade dann. Neid ist ein Gefühl, das einfach da sein kann, ob man es mag oder auch nicht. Das können wir erstmal nicht ändern. Was wir aber können: Gefühle wahrnehmen, reflektieren, lernen, damit umzugehen. Ganz im Sinn des anspornenden „Jetzt erst recht“.
Lasst uns unsere Herzen öffnen, statt Zäune zu errichten. Grenzen ziehen kann man auch im wertschätzenden Umgang miteinander, ohne sich dabei abzuschotten. Den Fokus auf das Gemeinsame zu richten statt auf das Trennende, verbindet.
Fazit
Lasst uns die Vielfalt feiern und neugierig auf das sein, was unser Gegenüber schön findet. Wie bunt ist doch die Welt, wenn wir unterschiedlich ticken. Das ist ein Grund für Partys, nicht für Kriege. Zuhören, denken, fühlen. Empathie empfinden, die Schuhe der anderen anziehen. Sich zusammen freuen. Es könnte so einfach sein. Wir müssen nur wollen.
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Links
- Fehler als Impulse zu sehen, ist ein guter Ansatz. Hier nähere ich mich diesem als Künstlerin: In der Kunst gibt es keine Fehler! Nur Impulse
- Das „Why“ in Unternehmen geht Hand in Hand mit Werten: Brauchen Künstler:innen Unternehmenswerte?
- Kritik kann auch positiv sein. Ist sie aber leider nicht immer. Kritik an meiner Kunst – wie ich damit umgehe
- Kunst und Leben sind untrennbar verbunden. Und so denke ich über vieles nach, zum Beispiel darüber: Muss Kunst politisch sein?
- Zufällig entdeckt: Ein großartiges Buch darüber, wie vulnerabel die Demokratie ist. Und wie man die Normalisierung der Barbarei erkennen und sich ihr widersetzen kann. Sollte Pflichtlektüre für Jugendliche und Erwachsene werden! Timothy Snyder, Nora Krug (Illustr.): Über Tyrannei. Zwanzig Lektionen für den Widerstand
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