Um meine erste Hemmschwelle zu überwinden, habe ich in meiner Reihe „Mit Kunst leben“ mit Nathalie angefangen, eine langjährige Freundin, die mittlerweile drei Bilder von mir besitzt. Das erste war ein Geschenk von mir, die anderen beiden hat sie erworben.
Liebe Nathalie, ich freue mich sehr, dass du sozusagen Beta-Testerin für meine Interviewreihe bist. Die erste Frage, die sich mir stellt:
Was war deine Motivation dafür, die beiden Bilder zu kaufen?
Ich fand deine Bilder und Kunstwerke schon seit einigen Jahren so ansprechend, dass ich mir vorstellen konnte, etwas davon zu erwerben. Aber irgendwie kam immer etwas dazwischen. Als ich dann bei dir zum ersten Mal in deinem neuen Ausstellungsraum und Atelier war, da war es dann eher eine spontane Kaufentscheidung.
Sammelst du Kunst oder waren das deine ersten Kunstwerke, die du erworben hast?
Nein, das war nicht mein erstes Bild, aber mein erstes, bei dem ich vorher eine freundschaftliche Beziehung zur Künstlerin hatte. Meine Eltern haben vor vielen Jahren angefangen, Kunst zu sammeln – dabei handelt es sich oft um skulpturale Werke, aber sie haben inzwischen auch einige Bilder erworben. Und bei ihnen im Haus gibt es einen bunten Mix aus Originalen und Reproduktionen, das hat mich geprägt.
Ich würde nicht sagen, dass ich Kunst sammle, aber wenn ich etwas sehe, was mich nicht mehr loslässt, dann versuche ich, es auch zu erwerben. An eine Geldanlage habe ich dabei noch nicht gedacht, ist aber nicht abwegig.
Hast du denn ein Bild für einen bestimmten Platz gesucht?
Nee, ich hatte keinen speziellen Platz im Auge und ich musste zuhause auch ganz schön umhängen, um meinen Neuerwerbungen einen angemessenen passenden Ort bieten zu können.
Warum hast du dir gerade diese Bilder ausgesucht?
Wenn ich Kunst kaufe – was ich hin und wieder mache, aber aus monetären Gründen viel zu selten – dann ist für mich entscheidend, dass das Kunstwerk, egal ob Bild, Skulptur, was auch immer, etwas bei mir auslöst. Ein bestimmtes Gefühl: Freude, Glück, etwas Unerwartetes, eine nette Überraschung.
Bei deinen Bildern war es genau das. Das eine Bild, das ich erworben habe, ist für mich der Inbegriff der Ruhe, der Weite, der friedvollen Leere: Mit diesem Bild habe ich mich für meine Scheidung belohnt, das klingt vielleicht komisch, aber das ist positiv gemeint. Das andere Bild löst etwas ganz anderes bei mir aus: Es erdet mich, es stellt für mich die Natur in seiner Urform dar. Wenn ich es anschaue, schöpfe ich Kraft und Energie und fühle mich Teil eines größeren Werks. Die Maltechniken und Farben sind für mich nicht so wichtig, sondern wirklich mehr die Emotionen, die ein Werk bei mir erzeugt.
Du sprichst von Gefühlen:
War es Liebe auf den ersten Anblick?
Witzig, dass du das fragst. Ja wirklich, bei beiden Bildern war es Liebe auf den ersten Blick. Das helle Bild hing lange in deinem Wohnzimmer und ich hatte mich von Anfang an verguckt. Das andere war ganz frisch und noch nicht mal in der Ausstellung. Das habe ich dir also quasi direkt von der Staffelei weggekauft.
Solche Bilder sind ja Unikate. Ist das wichtig für dich?
Ich besitze auch viele gute Reproduktionen von Werken, die ich mir bisher nicht leisten konnte, aber meine Originale sind schon etwas Besonderes für mich.
Warum genau findest du sie speziell?
Ein Original gibt es nur einmal. Das ist doch eine tolle Vorstellung, dass außer mir kein Mensch auf der ganzen Welt noch solch ein Bild besitzt.
War für dich relevant, was das Bild kostet?
Woher wusstest du, dass der Preis angemessen ist?
Ja, der Preis war schon auch ein Entscheidungskriterium, allerdings nur ein untergeordnetes. Ich habe ja gleich zwei Bilder gekauft und hätte eventuell auf das zweite verzichtet, wenn der Preis höher gewesen wäre. Aber ich hätte trotzdem ein Bild gekauft. Ich weiß nicht, ob der Preis ok ist, ich kenne mich damit nicht wirklich aus. Vielleicht ist er auch zu niedrig – das wäre gut für mich und andere Käufer.
Besuchst du auch Galerien? Würdest du dort auch Kunst kaufen?
In normalen Zeiten gehe ich oft in Galerien und es kostet mich keine Überwindung, dort hinein zu gehen. Ich würde dort schon auch Kunst kaufen, wenn sie mir gefällt und sie für mich erschwinglich ist.
Wie bist du vorgegangen bei der Suche nach „deinem“ Kunstwerk?
Hast du Galerien abgeklappert oder suchst du bewusst den direkten Kontakt zur Künstlerin oder zum Künstler?
In diesem Fall habe ich ja nicht wirklich gesucht, sondern die Bilder haben mich gefunden. Dein neues Bild stach mir sofort ins Auge, das wollte ich direkt haben. Mit dem anderen Bild hatte ich ja schon lange geliebäugelt, aber es war mir immer zu teuer. Als ich dann aber sah, dass es noch da war, da wollte ich das Schicksal nicht länger herausfordern und hab es auch gekauft.
Jetzt bin ich neugierig:
Würdest du mich beziehungsweise meine Kunst denn weiterempfehlen?
Ja auf jeden Fall. Ich werde auf beide Bilder immer wieder angesprochen. Erinnerst du dich? Eine Freundin hat es bei mir gesehen, sich dann direkt deine Webseite angeschaut und dich ein paar Tage später in deinem Atelier besucht. Und witzigerweise dann auch direkt zwei Bilder gekauft. Übrigens: Eins meiner beiden Bilder benutze ich auch als virtuellen Hintergrund für die elendigen Digitalkonferenzen.
Na wenn das keine Werbung ist, dann weiß ich es auch nicht.
Das heißt, du bist glücklich mit deiner Kaufentscheidung?
Ich freue mich immer noch jedes Mal, wenn mein Blick über das Bild schweift und dort hängenbleibt. Ich entdecke immer wieder neue Aspekte an meinem Bild und bei so manchen schwierigen beruflichen Gesprächen ist es mir ein gutes Raster für meine Argumentation. Ich fange dann an, das Bild von oben nach unten zu mustern und das ordnet meine Gedanken.
„Mit Kunst meine Gedanken sortieren“ – dieses Argument muss ich mir merken. Das könnte ich in meinen Blogartikel „Neun Gründe, die für Originalkunst sprechen“ aufnehmen, so als zehnten Grund. A propos:
Gibt es etwas, was du Menschen raten würdest, die überlegen, Kunst zu kaufen?
Kaufen! Wenn man es sich halbwegs leisten kann, einfach kaufen. Wenn es einem irgendwann nicht mehr gefällt, kann man das Bild oder die Skulptur weitergeben, verschenken oder veräußern.
„Einfach kaufen !“
Das schreibe ich jetzt in großen Buchstaben über meine Ateliertür. Neben den Spruch „Kunst berührt“, der noch von meinem Tag der Offenen Tür hängen geblieben ist. Das ist nämlich mein Credo, warum ich mich mit Kunst umgebe.
Liebe Nathalie, ich danke dir für deine offenen Worte. Und freue mich total, dass mit meinen Bildern immer ein Stück von mir nah bei dir ist.
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