Auch als Künstlerin bin ich natürlich Teil der Welt und Arbeitswelt, bekomme mit, was passiert, auch in ganz anderen Bereichen als Kunst und Kultur. Deshalb schreibe ich heute über ein anderes Thema als sonst. Zumindest zunächst – wie so häufig fielen mir beim Schreiben Parallelen zur Kunst auf.
Die Coachingszene brummt wie ein wild gewordener Bienenschwarm. Die Goldgräberstimmung der letzten zwei, drei Jahre ist vorbei, jetzt geht es ums Überleben. Also wird danach gesucht, was den einzelnen Anbietenden vom Gros der Konkurrenten abhebt.
Klar: die Persönlichkeit, klassisches Thema des Personal Branding. Doch um diese zu vermitteln, müssen die potenziellen Kund:innen erst einmal bereit sein, überhaupt innezuhalten. Ähnliches gilt für die Inhalte. Selbst wenn man etwas ganz Besonderes für eine spezielle Zielgruppe in einer kleinen Nische anbietet, muss diese erstmal überhaupt davon erfahren. Wie bekomme ich also die Aufmerksamkeit von Menschen, wenn ich nicht gerade Sex, Drugs and Rock ‘n Roll einsetzen will?
Kreative Namensfindung
Eine Möglichkeit, die gerade rege verwendet wird: Alten Wein mit einem neuen Label zu servieren. Der Name soll neugierig machen und am besten noch völlig unverbraucht sein. So wird das Gefühl von etwas wirklich Innovativem vermittelt. Witzig soll sich der Begriff anhören, Humor lädt zum Reinlesen ein. Vielleicht auch ein bisschen schräg oder surreal, durchaus ein Hingucker. Wie das geht?
- Man nehme als Wortbestandteil „Prinzip“. Schließlich möchte man prinzipiell etwas vermitteln, was Hand und Fuß hat. Auch wenn Prinzipienreiter eher negativ konnotiert sind, haben sie ein Gutes: Sie beharren auf allgemeingültigen Regeln und Methoden. Das Label „Prinzip“ vermittelt also Seriosität, etwas, was per Gesetz genau so sein muss und nicht anders. Seriosität quasi mit Brief und Siegel.
- Um dem staubigen Prinzipienreiter etwas entgegenzusetzen, benötigt es nun auch noch den frischen Anteil. Wie ein Mitarbeiter, der es immer wieder schafft, den Chef davon zu überzeugen, dass der eine oder andere unerforschte Weg einen Versuch wert ist, um neue Geschäftsfelder zu erschließen. Der eingesetzte Begriff sollte unbekannt sein, um neugierig zu machen. Gleichzeitig sympathisch klingen, um einzuladen, statt abzuschrecken. Und etwas Lebendiges sollte er haben, schließlich soll das Prinzip durchgepustet werden, um den Muff zu verlieren.
Das Tier-Prinzip
Und hier kommen wir zum Honigdachs. Genau dieses Wesen hat mich zum Schreiben dieses Textes inspiriert. Bei einer stinklangweiligen Methode hätte ich vermutlich nicht innegehalten, um den Artikel zu öffnen und genauer zu lesen. Aber das Honigdachsprinzip? – Da hing ich an der Angel. Was ist ein Honigdachs? Gibt es ihn wirklich? Mag er Honig? Ich wollte unbedingt wissen, was es mit diesem süßen Tier auf sich hat. Dabei fiel mir dann auf, dass die Tierwelt offensichtlich eine große Inspirationsquelle für Namenskreationen ist, die zum Lesen einladen. Bei mir jedenfalls startet das Kopfkino. Ein paar Beispiele gefällig?
- Honigdachs-Prinzip
- Pinguin-Prinzip
- Erdmännchen-Prinzip
- Faultier-Prinzip
- Husky-Prinzip
- Arche Noah Prinzip
Doch auch ohne Tierwelt gibt es durchaus Wortkombinationen, die neugierig machen und zum Weiterlesen einladen. Leicht gewinnen, mit viel Kraft glücklich werden, mit mönchischer Gelassenheit blitzschnell die richtigen Entscheidungen treffen und maximal viele Fans bekommen – wer will das nicht?
- Federleicht-Prinzip
- Gewinner-Prinzip
- Shaolin-Prinzip
- Think-Like-a-Monk-Prinzip
- Peter Prinzip
- Lola Prinzip
- Maximum Prinzip
- Powerprinzip
- Happiness-Prinzip
- Fan-Prinzip
Und wem ein „Prinzip“ noch nicht seriös genug ist, der setze auf tragende Elemente. Suchen Sie doch mal nach „6 Säulen“ – da lassen sich triadische, pyramidenförmige und sonstige Varianten von Selbstbewusstsein, Selbstwahrnehmung und Persönlichkeit entdecken…
Prinzipien und die Kunst
Und was, bitte, hat das mit Kunst zu tun? – Vielleicht fragen Sie sich das gerade beim Lesen. Hier ein paar Antworten:
Sich aus der Komfortzone bewegen
Zum einen gibt es inhaltliche Synergien. Beim Coaching und all den Prinzipen geht es darum, Veränderungen anzustoßen, die zu einem persönlichen Erfolg führen (wie auch immer dieser im Einzelnen konkret aussieht). Schwächen sollen in positive Energie verwandelt werden. Oft genug muss man sich dafür raus aus der eigenen Komfortzone bewegen. Und Krisen? Dienen dazu, sich neu zu justieren, stärker zu werden und zu lernen, beim nächsten Mal richtige Entscheidungen zu treffen.
Das ist beim Malen ähnlich: Um besser zu werden, muss ich immer wieder raus aus meiner Komfortzone, Neues probieren und experimentieren – ohne Frust, Fehler und Scheitern geht das nicht. Sie glauben gar nicht, wie oft ich fast fertige Bilder komplett übermalt habe, um neu anzufangen. Doch daraus habe ich gelernt: was funktioniert und was nicht, was ich mag und was weniger. Um Kunst zu schaffen, die Aufmerksamkeit weckt, muss sie anders sein als andere. Das geht nur, wenn ich sie ganz zu meiner Kunst mache. Letztlich gibt es auch dafür ein Label „mit Herzblut gemacht von kunstreiche“. Und genau diese Art von Kunst kann nur ein Mensch auf dieser Welt kreieren: ich.
Sichtbarkeit
Zum anderen gibt es Parallelen auf der Meta-Ebene des Marketings. Wie schaffe ich es als Künstlerin, mich von den Millionen anderer Kunstschaffenden und ihrer Werke abzuheben? Was lässt Menschen innehalten und bewegt sie dazu, sich meine Bilder näher anzuschauen? Die ultimative Lösung habe ich ehrlich gesagt noch nicht. Aber ich muss zumindest viele kleine Lösungen finden, um sichtbar zu werden und zu bleiben. Mit und ohne Honig.
Selbstvermarktung
Zum dritten – eng mit dem letzten Punkt zusammenhängend – brummt auch der Kunstmarkt ganz gewaltig. Die heutigen Möglichkeiten der Selbstvermarktung sind großartig. Einerseits. Anderseits wachsen damit die Herausforderungen. In meiner Wahrnehmung gibt es immer mehr Kreative, die genau die Menschen finden wollen, die von ihrer Kunst angesprochen werden. Das führt zu einem extrem lauten Grundrauschen. Und macht es häufig sehr anstrengend, zumal wenn man wie ich nicht gerade zu den Marktschreiern gehört und gehören mag.
Fazit
Wie wäre es mit dem Kunstreiche-Prinzip – die Methode, wie ich mit meiner Kunst reich werden kann? Falls ich es entdecke, schreibe ich einen Blogartikel darüber. Auf dem Weg bis dorthin bin ich einfach glücklich damit, Kunst machen zu dürfen. Das Prinzip der Dankbarkeit trägt ja auch zum positiven Lebensgefühl bei. Und das weiß ich ganz ohne Coaching.
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Ich freue mich: Mein neuer Katalog ist fertig.
Hier lässt er sich online durchblättern
Links:
- Das Prinzip, wie man sich stetig weiter entwickeln kann: Raus aus der Komfortzone. Rein ins Vergnügen
- In diesem Blogartikel schreibe ich über vieles, womit ich mich in meinem Alltag als Kunstschaffende beschäftigen muss (Selbstmarketing gehört leider auch dazu): Was macht eine Künstlerin eigentlich den ganzen Tag?
- Meine Netzwerkkollegin Carmen Reuter ist Coach. Außerdem schreibt sie ganz wunderbar und erfrischend – ich jedenfalls halte immer inne, wenn ihre Newsletter ins Postfach flattern. Diesen Artikel über süße pelzige Tiere könnte man auch als Eichhörnchen-Prinzip titulieren…
Liebe Dagmar,
momentan schwirrt und brummt es ganz gewaltig in der Coaching-/Online-Blase. Das nehme ich genauso wahr wie du. Wie man sich abheben soll und ob man sich überhaupt abheben soll/will, das sind große Fragen!
Ich mag dein Fazit. Es ist ein guter Anfang, wenn man glücklich damit ist, seine Arbeit zu machen :-) !
Liebe Grüße, Eva
Große Fragen, in der Tat. Manchmal hab ich das Gefühl, dass es nur geht, wenn man viele kleine Antworten findet… Liebe Grüße, Dagmar